Die Geschichte von nichts Besonderem, was auf Menorca anno 2003 los war

Wir sind keine "Aktivurlauber", also gibt es auch keinen Bericht über die kulturellen Schönheiten und historischen Besonderheiten von Menorca. Die gibt's anderswo im Internet zuhauf.

Knapp zwei Jahre nach unserem Urlaub auf Menorca hat es uns wieder dort hin verschlagen. Das klang so verlockend: Abflug Sonntagmittag am Flughafen bei uns um die Ecke, Rückkehr zwei Wochen später, wieder mittags. Was für ein herrlicher Komfort gegenüber dem doppelten Reisedrama vor 2 Jahren!

Aber da hatten wir die Rechnung ohne die TUI gemacht. Eine lapidare Nachricht kündigte uns eine Änderung der Abflugszeit auf 4.50 Uhr (3.00 Uhr aus dem Haus) an, und der Rückflug wurde auf 8.00 Uhr (5.00 Uhr aus dem Hotel) vorverlegt. Für unsereins bedeutet das zwei kaputte Nächte und zwei kaputte, darauf folgende Tage. Stinksauer war ich (man verzeihe mir bitte diesen unzivilisierten Ausdruck, aber hätte ich es, ganz zivilisiert, mit "Ich war nicht sehr erfreut" umschreiben sollen?). Ich bin es auch immer noch. Die Flüge zur Mittagszeit hat es anscheinend niemals gegeben. Ich weiß nicht, ob wir als Kunden bewusst mit so günstigen Abflugzeiten geködert wurden, aber die Reisegesellschaften dürfen nun einmal die Abflugzeiten ändern. Allerdings nicht in diesem Maße, wie ich im Internet ein Gerichtsurteil fand, und bei einem Rechtsstreit hätte ich wahrscheinlich sogar gute Karten gehabt. Letztendlich haben wir uns dann mit einer läppischen Abfindung abgefunden. Aber noch einmal riskiere ich das mit der TUI nicht!

Es gibt keine Bilder von diesem Urlaub! 

Eine der Pleiten, die ich ebenfalls einstecken musste, war, dass ich zwar die Kamera mit hatte, aber die Speicherkarte am heimischen PC im Kartenleser steckte - echt brilliant vorbereitet. Statt eines hämischen Grinsens bitte ich den geneigten Leser (und natürlich auch die geneigte Leserin!!!) um ein bedauerndes Seufzen. Vielen Dank. (Dass die Akkus für die Kamera auch fast leer waren und das Ladegerät sich als defekt herausstellte, ist schon fast wieder ein Trost - nach Murphy's Law war das garnicht mehr notwendig.) Na ja, dann müssen es eben Postkartenbilder tun.

Da es keine weiteren Besonderheiten zur Anfahrt zu berichten gibt, kommen wir gleich zum Kapitel

Das Hotel

Aldea Cala'n Bosch, Klick für GroßaufnahmeDas Aldea Cala'n Bosch (auf dem Bild direkt über der Bucht, vom linken Bildrand bis zum Parkplatz rechts, Klick für Großaufnahme) liegt nur wenige hundert Meter vom Casas del Lago, in dem wir 2001 waren, entfernt. Wir können sogar unsere alten Zimmer sehen. Es liegt näher am Strand und wir haben Meerblick. Um es vorweg zu nehmen: Das Casas del Lago fand ich erheblich besser. Weniger, dass am Aldea Cala'n Bosch etwas nicht in Ordnung wäre, aber die Lage und die Bauweise des Casas del Lago war einfach besser. Leider ist das Casas del Lago jetzt "fest in der Hand der Engländer". Schade.

Auch das Aldea Cala'n Bosch hat ein Zentralgebäude und die Appartments sind in einer Art 2- oder 3-stöckigen, nett und abwechsungsreich gebauten Reihenhaus-Bungalows untergebracht. Nur die Hälfte der im Erdgeschoss liegenden Appartments haben den direkten Zugang zum Pool, wie ich ihn liebe, der Rest muss jedes Mal einen "Ausflug" zum Pool machen. Wir auch - wir liegen zwar so nahe am Pool, dass ich im Pool sogar schon einmal mein Handy im Zimmer läuten hören habe, aber 100 m muss man schon um die Häuser herum laufen, bis man angekommen ist. Dafür haben wir im 2. Stock den Meerblick, oft bis nach Mallorca. Im Erdgschoss hat man keinen Meerblick, und auf der anderen Seite der Gebäude sogar nur einen Blick auf den gegenüberliegenden Supermarkt.

Die Zimmer sind recht gut ausgestattet, auch mit einer kleinen Küche mit Mikrowelle, Ceranfeld und einem Kühlschrank, der bei uns allerdings mangels Hinterlüftung nur für kühle, aber nicht für kalte Getränke sorgen konnte. (Dafür war die warme Tischplatte darüber gut zum Trocknen nasser Klamotten geeignet.) Auch das Bad war offensichtlich erst kürzlich renoviert worden und dementsprechend gut.

Hier stellt sich das Hotel selber vor, und das Foto weiter unten entspricht ungefähr auch dem, was wir von der Terrasse aus gesehen haben.

Musik wird oft als Lärm empfunden...

... weil sie mit Geräusch verbunden (da stimme ich mit Wilhelm Busch völlig überein). Um die Bucht herum, an der auch unser Hotel liegt, liegen noch ca. 3 weitere Hotels. Und bei allen (außer unserem) ist es "in", die Gäste abends mit irgendwas lautstark zu unterhalten. Also hat fast jedes Hotel eine Bühne mit einer durchaus leistungsfähigen PA (= Verstärker-/Lautsprecheranlage). Dass dabei die Nachbarhotels kräftig mitbeschallt werden, ist halt so - wir sind ja in keinem Seniorenwohnheim.

Wir durften in der Regel gleichzeitig an zwei Unterhaltungsprogrammen teilnehmen. Das ist nicht so toll, wie es im ersten Moment klingt. Auf der einen Bühne ging das abends mit dem Kinderprogramm los: "Pi-a, Pi-a, Pi-a-no, Pi-a-no, Pi-a-no"), dann kommt Bingo, unterstützt mit so einer Art Jingle (Text: "Bada-dadap-dap-dadap, bada-dadap-dap-dadera-dap", Melodie eher weniger, dafür alle Nasenlang wiederholt während einer Stunde). Danach Disko oder sowas. Kein bekanntes Stück, aber jede Menge aufdringliches, unbekanntes Zeug. Ungefähr so:

Begin
Do
Sing "Heiiiiyy, he-hey baby - Uh - Ah - I wanna know right now, if you'll be my girl"
Loop until (Alle except die Anderen) == ganz happy
End

Ein großer Hit von DJ Ötzi, ein paar Jahre alt, klärt mich mein Töchterlein auf. Das sagt doch schon allerhand. Dieses ausgefeilte Programm gab es nun jeden Abend mit weitgehend identischem Ablauf. Wozu sollte man auch die Cassetten wechseln - die Gäste wechseln ja (hin und wieder).

Auf der zweiten Bühne wird derweil oft eher Klassisches mit wechselndem Programm präsentiert. Carmina Burana oder sowas, zum Beispiel. Ist wohl ein sehr kultiviertes Hotel.

Zugegeben, es war nicht jeden Abend so: Es kam vor, dass irgendwas (Luftschichtungen oder Wind?) den Schall davon abhielt, ungehindert zu uns durchzukommen. Auch den Abend, an dem auf der einen Bühne schon um 22.30 Uhr Schluss war und auf der anderen Bühne noch über eine Stunde eine tolle Beatles-Cover-Band spielte, habe ich richtig genossen. Gegen 24.00 Uhr ist aber Schluss mit dem Genuss, und wer nicht so früh schlafen will (wie wir z. B. an den beiden ersten Abenden), wird wenigstens beim Einschlafen nicht genervt. Fenster zumachen ist keine Lösung, denn es war

Ein warmer Urlaub

Gewarnt hatte man uns ja schon vorher. "Anfang August auf die Balearen? Seid ihr bescheuert?" Sind wir wohl. Obwohl - dieses Jahr, Anfang August - war es da in Deutschland nicht noch viel schlimmer?

Was heißt schon schlimm. Sonnenschein pur ist wohl normal hier. 33° am Tag, 26° nachts - ist das schlimm? Bei hoher Luftfeuchtigkeit und nahezu konstanter Windstille finde ich es jedenfalls nicht sehr angenehm. Was nicht dem direkten Sonnenschein ausgesetzt ist, wird nicht trocken, und nachts eher sogar nass. Meine Haare muss ich nach dem Baden fönen, wenn ich sie nicht den ganzen Tag nass behalten will. Ich hüte mich, bei diesem Wetter in die Sonne zu gehen.

Zum Glück gibt es ja klimatisierte Hotelzimmer. In vielen Hotels jedenfalls, in unserem dummerweise nicht. So schwankt die Temperatur im Zimmer zwischen 29° und 32°. Morgens, so ungefähr bei Sonnenaufgang, ist es ganz angenehm (think positive). Aber wir wussten ja, was auf uns zukommt.

An der Rezeption kann man sich Ventilatoren leihen, für 2 Euro pro Tag. Für 28 Euro kann ich im Baumarkt 2 Stück davon kaufen, aber bessere! Ist das nun eine lobenswerte Serviceleistung oder einfach nur Abzocke???

Nur am letzten Tag haben Wolken die Sonne deutlich behindert, und eine Luftbewegung, die man schon als Wind einordnen konnte, hat den Tag und die folgende Nacht erträgl0icher gemacht. Sogar ein bisschen Brandung konnte man hören!

Ach ja, das Restaurant ist "klimatisiert", Sparversion. Immerhin schafft es die Anlage, dafür zu sorgen, dass es drinnen nicht viel wärmer als draußen ist. Aber dafür müssen auch alle Fenster geschlossen gehalten werden. Mein Schätzung: Mit der 3-fachen Kühlleistung könnte man für ein Klima sorgen, dass die lange Hose, die ich wegen "Kurzhosenverbot" anziehen musste, nicht unangenehm an meinen Beinen geklebt hätte. Aber richtig bedauert habe ich die Bedienung dort: Die waren nicht nur "korrekt" gekleidet, die haben richtig geschuftet. Ich wäre unter den Bedingungen innerhalb weniger Minuten klatschnass. Und wo wir gerade im Restaurant angekommen sind:

Die Verpflegung

Von der Verpflegung im Casas del Lago verwöhnt ist meine Erwartungshaltung "ganz schön hoch". Das Aldea Cala'n Bosch kann damit aber mithalten. Ebenfalls eine riesige Auswahl, teilweise vielleicht etwas weniger "Hits" (vielleicht etwas mehr Masse als Klasse), andererseits einige Highlights, die mich mit allen Schwächen versöhnen können. Z. B. das Eis, das man hier selber aus den großen 5 Liter-Töpfen löffeln konnte. Meistens Vanille, Schokolade und Erdbeer, herrlich im Geschmack. 3 Mal kurz eine Kugel herausgelöffelt, und eine Kalorienbombe groß genug für eine Woche lag bereit. Mein Jahressoll habe ich mühelos schon in der ersten Woche erreicht. Und spätestens nach der zweiten Kugel war ich so weit heruntergekühlt, dass ich die Raumtemperatur erträglich empfand. Das Fleisch der Hauptmahlzeiten war oft "nicht soooo gut".

Jede Menge Kinder gab's im Hotel, und alle wollten sich natürlich als Selbstversorger im Restaurant beweisen. Ich mochte manchmal garnicht hinsehen, wenn sie mit vollen Orangensaftgläsern durch die Menschenmassen lavierten, aber: Es lief perfekt. Das sieht alles nur nach dem Rand von Katastrophen aus. Der Fußboden blieb sauber, die Löffel und Kellen an den Bars waren nicht verklebt und bekleckert - mein Vertrauen in die kommende Generation ist gestiegen ;-)

Pool und Strand

2 Pools gibt es sogar, weil es eine weitläufige Hotelanlage ist. Ungewöhnlich bei "unserem" Pool: Die Treppe führte nicht etwa in den flachen Teil - die 4 und letzte Stufe war gleich 1,50 m hoch. Im flachen Teil gab es keine Treppe, nicht mal eine Leiter. Finde ich keine gute Idee. Ich habe aber niemanden erlebt, der in der Erwartung, dass alle Stufen gleich hoch sind, sich als Nichtschwimmer plötzlich auf dem 2 m tiefen Grund wiederfand.

Viel Abkühlung durfte man im Pool bei 33° Wassertemperatur freilich nicht erwarten. Das verbleibende Bisschen war mit Rückmarsch, Abtrocknen und Umziehen wieder verloren.

Aber das klingt alles so negativ, und das wäre nicht fair. Die Pools sind schön, groß und sauber. Die Ausstattung mit Liegen ist gut bis hervorragend: Eigentlich waren immer ein paar Liegen frei, oft sogar noch ein Schirm dazu. Wirklich etwas für Pool-Fans. Weitere Liegen (diese gewebebespannte, ohne verstellbare Rückenlehne - wie nennt man die?) kann man auf den großen Wiesen auch unter den Palmengruppen im Schatten verteilen. Auch von diesen Liegen waren fast immer noch einige frei, inklusive der Schattenplätze unter Palmen - das verdient doch wirklich Anerkennung.

Nicht nur ich habe erst spät erkannt, dass das Baden im Pool, wie eigentlich üblich, nachts nicht erlaubt war. Folge: Viele Kinder planschen schreiend und kreischend bis spät in die Nacht im Pool unter dem (offenen) Schlafzimmerfenster? Eigentlich nicht. Die Kinder, die hier spät baden, wissen sich zu zügeln. Sie planschen halt, aber nicht mehr, und das sei ihnen gegönnt.

Hotel und Strand, Klick für GroßaufnahmeVom Hotelgelände zum Strand sind es nur wenige -zig Meter. Der ist nur vielleicht 150 m lang, aber recht tief und es geht extrem flach ins Wasser. So bleibt doch noch immer Platz zwischen den Massen, die sich da in der Saison tummeln. Das Wasser ist bei Windstille einigermaßen klar, aber karibische Sauberkeit darf man nicht erwarten. Von den Massen angeschwemmter, bambusartiger Blattreste, die wir 2001 erlebt hatten und die das Baden erheblich behindert hatten, sind jetzt vereinzelte Pflanzenteile übrig geblieben - völlig harmlos. Wellen, Wind und Brandung scheinen hier unbekannt zu sein. Kälter als im Pool scheint es im Meer auch nicht zu sein.

 

Fazit zum Hotel

Ganz und gar unvollständig und nur aus meiner Sicht gesehen ist die folgende Zusammenfassung:

Das Hotel ist gut geeignet für Leute, die ... Das Hotel ist weniger geeignet für Leute, die ...
... gerne den Tag auf Sonnenliegen um den Pool herum oder unter Palmen verbringen ... musikähnliche Geräusche anderer abends nicht mögen
... gerne auch mal kurz ins Meer springen ... klimaanlagenverwöhnt sind
... Kinder dabei haben wollen  
... voll auf Eis zum Nachtisch abfahren  

Tipp: Tischventilator mitnehmen, aber Mückenspray kann zuhause bleiben.

Was die Kinder angeht: Im Restaurant waren praktisch an jedem Tisch Kinder dabei. Wer nicht aus der Rolle fallen will, sollte also besser auch welche mit einpacken.

Und sonst noch

Bei meinen Streifzügen durch die hiesigen Läden habe ich keinen gefunden, der mir eine Flash-Memory Karte für meine Kamera verkaufen konnte. Überhaupt gibt es hier nirgends irgendwas Elektronisches zu kaufen, dafür aber 2000 verschiedene Schlüsselanhänger und so'n Zeug. Eben das, was die Menschheit braucht.

Zu wenig zum Lesen habe ich mir auch eingepackt. Jedenfalls von der "leichten" Lektüre (ich wage garnicht zuzugeben, was ich im Urlaub am liebsten lese). Mit meiner "schweren" Lektüre bin ich bei weitem nicht so weit gekommen, wie ich gerne geschafft hätte. Das ist auch garnicht so einfach, wenn nur spät abends und auf dem Balkon beim Lesen das Wasser nicht überall am Körper herunter läuft. (Eine bessere Ausrede habe ich nicht.)

Wer bis hierher gelesen hat, muss schon recht hart gesotten sein. Oder vielleicht die Gegend selber kennen oder dort hin wollen - egal, eigentlich sollte ich jedem Leser für so viel Durchhaltevermögen einen ausgeben. Das mache ich aber nicht. Vielleicht war es ja für den Einen oder Anderen ganz interessant oder sogar nützlich, das würde mich freuen.

Uwe